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Die Schamanische Verwandlung
(anlässlich der gleichnamigen Ausstellung im Kuturhaus Bruckmühle Pregarten, 2004)
Das Schamanentum als älteste Form der Vermittlung zwischen sichtbarer und unsichtbarer Welt weist rund um den Erdball ähnliche Grundzüge auf. Das Wort "schaman" stammt aus dem sibirischen Bereich (tungusisch) und bedeutet "verbrennen, anheizen, toben". Von hier, dem euroasiatischen Bereich der nördlichen Breitengrade stammt auch das, was man als "klassisches" Schamanentum bezeichnet.
Viele Schamanen durchlaufen eine Initiationskrankheit, bevor sie fähig werden, zwischen den Welten zu vermitteln.
In dieser Bilderserie beschäftige ich mich mit dem schamanischen Transformationsprozess der Auflösung oder Zerstückelung und des nachfolgenden Neuaufbaues. Dieses ``solve et coagula`` hat über die Alchemie in unsere europäische Tradition Eingang gefunden und liegt in mythischer Form auch dem Christentum zugrunde.
Die archaische Gesellschaft hatte eine soziale, dienende Aufgabe für diesen Andersartigen, diesen Außenseiter. Sie stellte ihn zugleich auf die höchste Sprosse der Rangordnung. Die Gesellschaft unterstützte den Anwärter in seinem Umwandlungsprozess.
Das Ganz Andere – welchen Platz hat es in unserer Gesellschaft? Oft nur den in der Psychiatrischen Anstalt? Bestenfalls unter den Künstlern? Wo sind die Wissenden, die den Prozess der Umwandlung begleiten? Welche fähig sind, zwischen purer Pathologie, falls es diese überhaupt gibt, und Transformation zu unterscheiden?
Die Normierung ist das Ungeheuer, welches die Freiheit und den Geist frisst.
So ist das Thema der "Schamanischen Verwandlung" doppelt präsent in meinen Bildern. Erstens in obigem Sinne der Reflektion des kulturellen Phänomens des Schamanentums und seiner Wirkung auf die, welche damit in Berührung kommen, auch heute noch, und zweitens als tragende Energie im Kunstschaffen selbst, welches immer eine Vermittlung zwischen unsichtbarer und sichtbarer Welt ist, geleitet von den Geistern, die in die Manifestation drängen, vibrierend von der Feuerenergie der Umwandlung.
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